7. Dezember 2023
Schmalspurbahnen

Bahn-Webcams: Warum man in die Röhre schaut

Kein Bild, kein Ton? Wir kommen schon! Wer in diesen Tagen nach aktuellen Bildern der Webcams von einigen Schmalspurbahnen – so im Fichtelgebirge, im Zittauer Gebirge oder auf der Insel Rügen – sucht, blickt unter den bekannten Verlinkungen buchstäblich in die Röhre. Der alte Werbespruch zieht nicht mehr, denn die Webcams sind abgeschaltet. Zumindest vorübergehend. Grund ist keine technische Störung, sondern die Auslegung von Richtlinien der Datenschutzgrundverordnung (DSGVO). Und nach dieser ist es nicht erlaubt, Stand- wie Bewegtbilder von Personen ohne deren Einwilligung aufzunehmen und zu verbreiten, wenn man die Personen darauf identifizieren kann.

Auf die penible Einhaltung dieser Bestimmungen wurden nun einige Bahnbetreiber, die Webcams an ihren Betriebsanlagen aufgestellt haben, hingewiesen und haben prompt reagieren müssen. Die Webcams sind vorerst abgeschaltet, und wo man noch Bilder sehen kann, ist damit zu rechnen, dass auch diese Kameras demnächst offline gehen, um Standpunkte zu verändern oder die Bildqualität so herunterzusetzen, dass man keine Personen mehr auf den Bildern oder Livestreams erkennen kann. Wenn man dann allerdings auch keine Loknummer mehr erkennen kann, dürfte allerdings auch das Webcam-Gucken uninteressant werden. Es sei denn, mann will sich nur über das herrschende Wetter auf dem Brocken informieren.

Die SOEG, Betreiberin der Zittauer Schmalspurbahnen, informiert Besucher ihres Webcamangebotes wie folgt: „Mit Schreiben vom 13.11.23 wurden wir vom Sächsischen Datenschutz- und Transparenzbeauftragten darüber informiert, dass die bei uns vorhandenen Webcams in den Bahnhöfen Zittau, Oybin und Jonsdorf nicht in allen Punkten den Richtlinien des Datenschutzes entsprechen. Bedingt durch die hohe Qualität der Kameras sind Personen teilweise deutlich zu erkennen, was aus datenschutzrechtlicher Sicht nicht in Ordnung ist.

Die Kameras wurden in erster Linie für betriebliche Zwecke verwendet, z.B. beim Einsatz von Schienenersatzverkehr, im Winterdienst oder bei Störungen im Betriebsablauf.

Ein Screenshot aus Jonsdorf, aufgenommen bei der Historik Mobil 2023

Weiterhin wurden die Kameras auch von vielen Gästen genutzt, um sich über die eingesetzten Fahrzeuge oder das Wetter im Ausflugsziel zu informieren.“ Zudem sei man auch weiterhin daran interessiert, „Bilder vom Zugbetrieb und den Bahnhöfen anzubieten, aber natürlich erst dann, wenn wir die Bedingungen für einen dem Datenschutz entsprechenden Betrieb hergestellt haben“, so die SOEG.

Auf der Ostseeinsel Rügen, beim “Rasenden Roland”, zeigt man sich nicht so entspannt, eher verärgert. „Es werden Dank der immer ‚besseren‘ Datenschutzbestimmungen und der Neidkultur in unserem Land von uns keine Webcams mehr eingesetzt und ins Netz gestellt“, wird Mitte November Website der Rügenschen Bäderbahn mitgeteilt. Na ja, vielleicht findet man auf Rügen doch noch eine andere Einstellung zum Thema – und für die Webcams. Bei der Mecklenburgischen Bäderbahn Molli sind Links auf Webcams erst gar nicht auf der Website enthalten.

Am 17. November waren jedenfalls die Webcams der HSB weiterhin online, denn die HSB scheint die Vorgaben der DSGVO bereits umgesetzt zu haben. Das Bild der Einsatzstelle Wernigerode ist im Vordergrund verpixelt, weil es Privatgrund erfasst. Und der Bahnhof Drei Annen Hohne (unser einleitendes Beitragsbild) ist perspektivisch so erfasst, dass die Kamera weit weg vom Bahnsteig steht. Wer jetzt ins Bild läuft, ist eigentlich selbst schuld.