Messenews 2023: Neuheiten von LGB

Zwei Wochen vor Beginn der Spielwarenmesse Nürnberg, an der Märklin mit seinen Marken LGB und Trix als einer der ganz wenigen Hersteller aus dem Modellbahnbereich noch teilnimmt, hat das Göppinger Unternehmen nun seine Messe-Neuheiten 2023 bekannt gegeben, auch die von LGB. Die Schwerpunkte liegen, wie zu erwarten war, bei der RhB, Top-Neuheit ist neben dem Triebzug Capricorn die Dampflok Rhätia in zwei Varianten und ihre Schwesterlok Engadin als High-End-Modelle. Aber auch für die US-Bahner wird Rollmaterial angeboten, das es in dieser Form noch nicht gegeben hat, seit LGB zu Märklin gehört.

Es war 2006, als ein Großbrand in einer Lagerhalle in Viernheim die Träume von Modellbahnern zerstörte, die unter anderem auf die Lieferung ihrer RhB-Dampflok Rhätia gewartet hatten. Nur wenige Modelle konnten zuvor noch ausgeliefert werden. Das Messingmodell der kleinen, 1889 von der Landquart-Davos-Bahn in Dienst gestellten Lok LD 1 und späteren G 3/4 Rhätia samt ihrer baugleichen Schwestermodelle wurde zum Teil ein Raub der Flammen. 16 Jahre später ist wieder Potenzial in der RhB-Kundschaft gewachsen, hofft man bei LGB, und obendrein bietet heute das museale Original einen Anlass zu einem besonders feinen Modell: Das seit 2014 nach Fristablauf abgestellte Original wird nämlich gründlich wieder aufgearbeitet, unterstützt durch zahlreiche Spendenaktionen. 2024, also im kommenden Jahr, soll die Rhätia wieder unter Dampf stehen, allerdings nicht mehr als Rhätia, sondern als historische LD 1.

LGB greift bereits diese Zukunft auf und bietet das Modell in Highend-Ausführung als schwarze gestaltete Museumslok LD 1 im Stil der Epoche I an. Aber das wird nur eine Modell-Version des Messingmodells sein, denn auch als G 3/4 Rhätia (wie einst von Kiss) in Grün/Schwarz wird die dreifach gekuppelte Tenderlok zu haben sein, und in der Ausführung als Nr. 5 „Engadin“, ebenfalls in Ausführung der Epoche I. Letztere wurde infolge der raschen Elektrifizierung des RhB-Netzes bereits 1917 nach Luxemburg verkauft und während des Zweiten Weltkriegs 1943 sogar in den Lokpark der DRG als 99 273 eingereiht. Die LGB-Modelle werden mit Dampfausstoß an der Vakuum-Bremse und Pfeife sowie Zylinderdampf und radsynchronem Dampfausstoß am Schornstein ausgestattet, sie kosten einheitlich 2990 € UVP. (Das 2006 erschienene Kiss-Modell der Rhätia stellte der Gartenbahn Profi in der Ausgabe 3/2006 vor, als PDF im Archiv im ProfiPlus-Bereich nachzulesen.)

Als passende Wagen bedient sich LGB den ehemaligen Brawa-Modellen, an Wiederauflagen sind der C32 der LD sowie der C66 der RhB vorgesehen, ergänzt durch das dunkelgraue Modell des in historischen Zügen eingesetzten Güterwagens 5563 der Bauart K1.

Dass der Capricorn als LGB-Modell erscheinen wird, ist schon seit Herbst 2021 bekannt, damals wurde das Projekt bei einer Veranstaltung zum Krokodil-Jubiläum in Landquart angekündigt. Dass es voraussichtlich März 2023 bis zur Auslieferung wird, war bei der Weltrekordfahrt auf der Albula-Strecke im Oktober zu erfahren. Und nun stehen die Modell-Details endgültig fest: Der Capricorn, im Original ein vierteiliger Triebzug, kostet als zweiteilige Modell-Grundeinheit bei LGB 1990 € (UVP). Dafür gibt es zwei Endwagen, nämlich einen Trieb- und einen Steuerwagen. Um ihn zur vorbildgerechten vierteiligen Einheit auszubauen, bietet LGB die beiden unterschiedlichen Zwischenwagen als einzelne Ergänzungen an, zu je 599 € (UVP). Somit sind – laut Preisempfehlung – 3200 Euro im Hobbybudget für einen vorbildlich Capricorn einzuplanen, aber das ist nicht einmal ein Drittel des Preises, den Kiss Modellbahnen Schweiz für das in Kleinserie gefertigte Messing-Präzisionsmodell eines Capricorns aufruft, das nach aktuellem Stand voraussichtlich erst im Sommer 2025 ausgeliefert werden soll.

LGB legt seinen Fokus auf die Betriebstüchtigkeit, rüstet die fein detaillierten Capricorn-Modelle mit Inneneinrichtung, Innenbeleuchtung, Metallradsätze und beleuchteter Zugzielanzeige aus. Die angetriebene Grundeinheit aus Trieb- und Steuerwagen ist mit zwei Motoren ausgestattet, Spitzenlicht und Wappenbeleuchtung sind digital schaltbar, die Stromabnehmer digital heb- und senkbar. Der serienmäßige Sound funktioniert auch im analogen Modus. Abgerundet wird das RhB-Neuheitenprogramm durch die E-Lok Ge 4/4 III 644 Savognin, die in ihrer Wiederauflage mit einer nachgebildeten Druckluftpfeife statt Signalhorn ausgerüstet ist und damit dem aktuellen Vorbild entspricht.

Deutsche Reichsbahn fährt Öl

Der Harz-Fünfkuppler macht sich nun, erstmals in ihrer fast 20-jährigen LGB-Geschichte, als ölgefeuerte Dampflok auf die Reise. LGB hat sich die 1976 als erste Maschine der Baureihe 99.23-24 umgebaute 99 244 zum Vorbild genommen, dementsprechend wird am Modell statt des Kohlekastens ein Ölbehälter nachgebildet. Die Schwerölfeuerung war allerdings nur eine kurze Episode, 1984 war die letzte Öl-Lok wieder auf Rostfeuerung mit Kohle zurückgebaut. (Dass das Thema Ölfeuerung bei Schmalspurbahnen wieder aktuell wird, darüber lesen Sie in der nächsten Ausgabe 2/2023 des Gartenbahn Profi mehr.) Passend zur Öl-Lok gibt es sechsfenstrigen Harz-Plattformwagen sowie den Halbgepäckwagen mit DR-Beschriftung der Epoche IV.

Die beiden als Herbstneuheit vorgestellten historischen sächsischen Güterwagen werden in Varianten der DR-Epoche III als OOw und GGw erscheinen; Anbauteile für den Aufbau der Heberlein-Bremse liegen bei.

USA: Die Genesis ist wieder da

Und dann gibt es ein Wiedersehen mit der Genesis, die – zumindest aus europäischer Sicht – als eleganteste der modernen US-Lokomotiven galt. Inzwischen ist die 1971 gegründete Bahngesellschaft über 50 Jahre alt, und LGB nimmt das zurückliegende Jubiläum zum Anlass, sich dem 2006 vorgestellten Lehmann-Modell wieder anzunehmen und es erstmals aufzulegen, seit LGB zu Märklin gehört. Die Loktype ist unter Baureihenbezeichnungen wie P40DC, P42DC und und P32AC-DM bekannt, je nach Ausstattung. Umgangssprachlich und viel eingängiger sind sie unter dem Namen „Genesis“ bekannt. Ursprünglich von General Electric als Dash 8-40 BW für die Santa Fe RR konzipiert, übernahm Amtrak das stornierte Baulos und passte die Maschinen an. Der Gartenbahn Profi stellte Vorbild und Modell der Genesis in zwei Beiträgen in seiner Ausgabe 3/2006 vor. Die Beiträge sind unter ProfiPlus im PDF-Archiv unseres Blogs nachzulesen. Damals berichtete Eric Ogundipe, selbst Lokführer bei Amtrak, über die Genesis.

LGB kündigt den modern designten Klassiker in technisch aktualisierter Ausführung mit mfx-Sounddecoder als P42 in Sonderausführungen Phase III und Phase VI zum Amtrak-Jubiläum an, mit digital schaltbarem Spitzenlicht. Dazu wird die komplette Serie der Amfleet-Personenwagen aufgelegt, ausgestattet mit Metallradsätzen, Inneneinrichtungen und LED-Innenbeleuchtungen, alle in Epoche VI-Ausführungen und somit passend zu den Genesis-Jubiläumsausführungen. Für die Wagenmodelle (Amfleet Cafe, Split Club, zwei Personenwagen und einen Gepäckwagen) werden je 499 Euro (UVP) aufgerufen, für die beiden Genesis-Ausführungen je 1290 Euro.

Links:

Weitere Infos im Neuheitenkatalog unter lgb.de in verschiedenen Sprachen als Download-PDF.

Die erwähnten Beiträge zur Rhätia und zur Genesis aus unserem PDF-Archiv lesen angemeldete Leserinnen und Leser hier.