14. August 2024
DampflokMuseumsbahnen

Meiningen: Erlebniswelt zur Dampfloktechnik

Das Meininger Dampflokwerk gilt als einziges Werk der Deutschen Bahn AG in der Bundesrepublik, das noch heute das Wissen und die Technik besitzt, historische Dampfloks zu reparieren. Gleichzeitig ist es auch das letzte größere Instandsetzungswerk für Dampflokomotiven in Westeuropa. Doch nicht jede Dampflok, die hier einfährt, kann das Werk auch wieder unter Dampf auf eigener Achse verlassen. Vor allem nicht jene preußische T13 der Bauart Union, die bei der Deutschen Bundesbahn 1965 ausgemustert wurde und zuletzt die Betriebsnummer 92 739 trug. Was diese Maschine mit dem Meininger Werk teilt, ist ihr Geburtsjahr 1914. Damals wurde das Dampflokwerk als Hauptwerkstatt der Königlich-Preußischen Eisenbahn gegründet.

Eröffnungswochenende am 3. und 4. August

110 Jahre später steht in Meiningen wieder eine Eröffnung an: die Dampflok Erlebniswelt, und darin spielt die alte T13 eine besondere Rolle, die Dampflokfans allerdings das Herz bluten lässt. Denn bei 92 739 handelt es sich um eine von weltweit nur noch vier verbliebenen preußischen T13-Tenderloks. Erhalten sind jetzt nur noch drei, denn die alte Preußin wurde in Meiningen auf der linken Kesselseite aufgeschnitten, um am plastischen 1:1-Objekt die Funktionsweise einer Dampflok erläutern zu können. Nicht selten werden ja an Bahnsteigen Fragen gestellt wie diese: Warum braucht die Lok Wasser, die fährt doch mit Kohle…?

Bereits im Jahr 2014, während der 100-Jahr-Feier des Dampflokwerks Meiningen, entstand die Idee für den Bau eines Dampflokmuseums. Nach Jahren der Planung begann man 2019 mit der Entkernung des Gebäudes. Der erste Spatenstich und die Grundsteinlegung fand im Herbst 2021 statt. Und nun steht die Eröffnung an, die mit einem großen Eröffnungswochenende am 3. und 4. August begangen wird (zum Programm).

Dauer- und Sonderausstellungen auf 900 Quadratmetern

Was bietet die Erlebniswelt? Eine Dauerausstellung wird auf 600 m² den Aufbau von Dampflokomotiven anhand einer originalen dreifach aufgeschnittenen Preußischen T 13 mit begehbarem Führerstand und weitere originale Exponate zeigen. Die Funktionsweise der Dampflokomotive wird auf einmalige Art und Weise an einer entlang der Längsachse dreigeteilten Lok erklärt. Die Besuchenden können zwischen den Exponat-Teilen entlanglaufen und sich so durch die Lok hindurch bewegen. Der Führerstand ist begehbar. Interaktive Medienstationen zeigen, wie mithilfe von Kohle und Wasser Dampf erzeugt und damit eine Lok angetrieben wird.

Ergänzend zur Dauerausstellung bietet die Dampflok Erlebniswelt auf weiteren 300 m² wechselnde Sonderausstellungen zu verschiedenen Themen rund um die Eisenbahn. So können Besucher immer wieder Neues entdecken und ihre Kenntnisse über die “eiserne Schiene” vertiefen.

Untergebracht ist die Dampflok Erlebniswelt in einem Gebäude des ehemaligen Reichsbahnausbesserungswerkes Meiningen und liegt damit in unmittelbarer Nachbarschaft zu einem Werk der DB-Fahrzeuginstandhaltung GmbH. Adresse: Am Flutgraben 2 a, 98617 Meiningen. Geöffnet von Dienstag bis Sonntag und Feiertage, jeweils 10 bis 18 Uhr, montags geschlossen. Preise erfahren Sie hier.

Lebenslauf der geopferten Preußin

Für interessierte Dampflokfreunde hier der Lebenslauf von 92739, hergestellt bei der Union-Gießerei in Königsberg, Baujahr: 1914, unter der Fabriknummer 2126:

  • 1914–1925: T 13 „Essen 7964“ (KPEV)
  • 1925–1949: 92 739 (DRB)
  • 1949–1970: 92 739 (DB)
  • 1970–1991: 92 739 (DB, Denkmallok Stadtallendorf)
  • 1991–1994: 92 739 (DB, Leihgabe an DGEG für Eisenbahnmuseum Neustadt/W.)
  • 1994–2013: 92 739 (DB Museum, Leihgabe an DGEG für Eisenbahnmuseum Neustadt/W.)

Seit 2013 gehört die Dampflok dem DB Museum mit Standort Dampflokwerk Meiningen. Ihr Kessel war allerdings durch die lange Standzeit mehr als marode, eine betriebsfähige Aufarbeitung erschien nicht tragbar. Dennoch opferte man diese seltene Lokbaureihe der Bauart D2nt. Weitere Informationen finden unsere Leser unter www.dew-meiningen.de.

Fotos: Jangled Nerves Gmbh (Grafiken), RAW Meiningen, Peter Steinwachs