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Brohltalbahn: (Ein)Blick hinter die Schuppentore

Eher durch Zufall stolperte unser Mitarbeiter Bernd Spiller in die Werkstätte der Brohltalbahn am Rhein. Die sieht zwar nicht nach Dampflokklinik à la HSB aus, aber dafür drangen gute Nachrichten aus den Schuppentoren: Die Mallet 11sm der Brohltalbahn soll bald wieder fahren. Da musste er doch einen Blick hinter die Schuppentore werfen. Wie es dazu kam und was es bei diesem Überraschungsbesuch sonst noch zu sehen gab, lesen Sie hier.

Unser Autor Bernd Spiller war bis zu seinem Ruhestand auch aktiver Feuerwehrmann und ist dieser ehrenamtlichen Einrichtung auch immer noch verbunden. Daher gehört er der Planungsmannschaft für den diesjährigen Feuerwehrausflug in die Vulkaneifel an. Dabei steht auch eine Fahrt mit der schmalspurigen Brohltalbahn auf dem Programm. Bei einer Vorerkundung wurde auch Station im Bahnhof Brohl-Lützing gemacht – und der gipfelte in einer Überraschung. Daran wollen wir unsere Blogleser gerne teilhaben lassen. Nachfolgend der Erlebnisbericht:

Wir besuchten mit unserer Planungsgruppe an einem Samstag im Februar den Bahnhof Brohl-Lützing der Brohltalbahn auf und vor Ort den Parkplatz für die Reisebusse und einen Bereich für ein gemeinsames Frühstück zu erkunden. Eine Bahnfahrt war nicht geplant, denn im Fahrplan war erst am Sonntag dieses Wochenendes die Winterfahrt nach Oberzissen aufgeführt. Auf dem Bahnsteiggleis war bereits der Zug ohne Lok bereitgestellt und wir besichtigten die unterschiedlichen Reisezugwagen, machten Fotos und ich brachte den Kameradinnen und Kameraden den Unterschied zwischen Wagenklasse sowie Schmal- und Regelspur näher. Dann kam unvermittelt eine nette Dame auf uns zu, um zu fragen, ob sie uns helfen könne. Dabei stellte sich heraus, dass es sich um eine in der Nähe wohnende Mitarbeiterin der Brohltal-Schmalspureisenbahn Betriebs-GmbH handelte, vollgepackt mit Wissen um die Bahn. Dieses Zusammentreffen endete mit der Frage ihrerseits, ob wir denn einmal die Dampflok der Bahn sehen wollten, die würde gerade repariert. Da Antwort war ein freudig überraschtes „Ja“, denn mit so einem Angebot hatte niemand gerechnet.

Mallet-Lok 11sm bei einer DGEG-Sonderfahrt nach Engeln im Januar 2018. Hier posiert sie bei einem Fotohalt auf dem Ausweichgleis vor dem Phonolith-Werk in Brenk. Foto: H.-J. Gilbert

Los ging es den Gleisanlagen entlang zum Lokschuppen, dessen Tür weit offenstand. Von Weitem konnten wir schon das schwarze Führerhaus der über einer offenen Grube stehenden Lok mit den Ziffern „11“ auf der Führerhausrückwand sehen. Vorne angekommen sahen waren mehrere Männer damit beschäftigt, den vorderen linken Zylinder mit recht einfachen Mitteln wieder zu befestigten. Dazu lagen wohlgeordnet die unterschiedlichsten Schrauben bereit. Kolben, Dampfleitungen und Gestänge waren noch nicht montiert. Freundlich wurde Auskunft gegeben. Details zur „11sm“, dem Schaden und der geplanten erneuten Inbetriebnahme finden sich abgesetzt im Info-Kasten am Ende des Blok-Beitrags.

Nun stand die Fahrzeughalle mit diversen dem Insider bekannten Dieselloks auf dem Programm, einschließlich eines Besuches auf dem Führerstand der vierachsigen „D5“, einer der DB-Baureihe V160 (BR 216) recht ähnlichen Drehgestell-Diesellok. Nun folgte die Werkstatt mit einem ansehnlichen und sehr gepflegten Maschinenpark. Auf einer Drehbank war der noch fehlende Kolben der „11sm“ eingespannt, um diesen dem Innenmaß des neuen Zylinders anzupassen – dies alles um viele Nummern größer, als man dies vom Schrauben an der Gartenbahn kennt. Auch Wagen in verschiedenen Aufarbeitungsstadien und Lokomotiv-Teile, z. B. aufgearbeitete wie fabrikneu wirkende Drehgestelle einer Regelspur-Diesellok der Baureihe 216/218 waren innerhalb des umfangreichen Gebäudekomplexes zu sehen.

Was zum Abschluss des Rundgangs fehlte, war ein Blick auf die wieder ins Brohltal zurückgekehrte, ehemalige „RhB 241“, zukünftig wieder „D4“ – die hatten wir zunächst noch nicht zu Gesicht bekommen. Aber: Sie war da. Also noch mal nachfragen. Und dann sahen wir sie doch noch. Darüber soll alsbald ein weiterer Blogeintrag folgen, als Ergänzung unseres Berichts über die Rückkehr der lange Jahre im Schweizer Exil lebenden Diesellok als Ge 4/4 241, veröffentlicht am 15.11.2023. bs

Brohltal-Mallet 11sm

Die 1906 gebaute Lok 11sm (das Kürzel sm steht für “schwere Mallet”) versah bis zur Verdieselung der Brohltalbahn im Jahr 1966 dort ihren Dienst und zog damals den letzten Dampfzug. Eisenbahnfreunde retteten sie vor der Verschrottung und sie bekam eine neue Heimat im Museum der Deutschen Gesellschaft für Eisenbahngeschichte e.V. in Viernheim. Einige Jahre nach Schließung des Museums erfolge 1998 ein Rückkauf durch die Interessengemeinschaft Brohltal-Schmalspureisenbahn e.V. Am 25. April 2015 war eine langjährige und kostenintensive Aufarbeitung abgeschlossen und die 11sm konnte wieder in Betrieb genommen werden.

Im Sommer 2022 trat ein Schaden am linken vorderen Zylinder auf, dadurch ist die Maschine bei einer Fahrt mit einem Planzug auf Höhe des Haltepunkts Schweppenburg-Heilbrunnen liegen geblieben und seitdem kalt abgestellt. Die Reparatur erfolgte in vielen Arbeitsschritten durch fest angestellte Bahnmitarbeiter, aber auch die eine große Anzahl ehrenamtlich geleistete Stunden. Hinzu kommen Haupt- und Kesseluntersuchung, wofür ein höherer fünfstelliger Euro-Betrag aufgewendet werden musste. Nun befindet sich die Reparaturmannschaft auf der Zielgeraden und wenn alles wie geplant läuft, könnte die Brohltal-Mallet schon in der zweiten Aprilhälfte 2024 wieder vor den Planzügen Richtung Eifel zu sehen sein. Info: www.vulkan-express.de

Fotos: Bernd Spiller