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Die Geld-Gießkanne von Puchheim

Liebe Leserinnen und Leser,

nach einer kleinen Sommerpause meldet sich unser Blog zurück. Erholsam war die Zeit nicht gerade – die Hitze und über Wochen kein Regen, das sind schon Härteprüfungen fürs Hobby.

Und ausgerechnet heute, während diese Zeilen geschrieben werden, herrscht Sauwetter in Graubünden. Ein Sonderzug der RhB hat sich von Chur zum Fest des Bahnmuseums Albula aufgemacht, wo derzeit auch eine Gartenbahn-Außenanlage im Entstehen ist (wir berichteten). Doch es regnet in Strömen, schrieb unser Mitarbeiter Bernd Spiller von einem Zwischenstopp in Thusis. Bis wir mehr davon berichten: Das Geschehen in Bergün kann man per Webcam verfolgen, die angezeigte Uhrzeit eilt unserer Zeit allerdings voraus.

Ein paar Tropfen Regen würde ich der Albula-Region allzu gerne abnehmen und an den dürstenden Niederrhein umleiten. So geht‘s notgedrungen hier gleich wieder mit der Gießkanne in den Garten. Mit Wasser.

Steuermittel für eine Gartenbahn

Es gibt aber auch Gießkannen, aus denen sprudelt Geld. Zumindest im oberbayrischen Puchheim gibt es so eine Gießkanne, und profitiert davon hat Markus Blust, Gartenbahner und Sohn eines Lokführers. Er baut nämlich mitten in seiner Heimatstadt auf einem zuvor brach liegenden Wiesengelände eine Gartenbahn auf. Und das teilweise mit öffentlichen Zuschüssen.

Screenshot aus www.merkur.de

Tolle Sache, sich das Hobby vom Staat, genauer: von der örtlichen Gemeinde, finanzieren zu lassen. Dafür muss man allerdings eine Gegenleistung erbringen, und die besteht in der Aufwertung einer innerörtlichen Einkaufsmeile, deren Attraktivität gesteigert werden soll. So berichtet die Tageszeitung Merkur (www.merkur.de), dass im Puchheimer Sanierungsfall Lochhauser Straße die Aufenthaltsqualität verbessert werden solle. „Und am Zaun von Markus Blust schräg vis-a-vis vom AEZ (ein Einkaufszentrum, d. Red.) halten sich die Menschen offensichtlich gerne auf.“ Sie stehen am Zaun und warten auf die Gartenbahnzüge, die auf der Wiesenanlage fahren. Aufgrund vieler Nachfragen sollen künftig Datum und Uhrzeit der nächsten Zugfahrten angekündigt werden. Dann kann man seinen Einkauf nach dem Gartenbahnfahrplan richten.

Fragt sich, wie man an solche Zuschüsse erhält. Zunächst muss es einen Fördertopf geben, zum Beispiel zur Innenstadtbelebung. Und Markus Blust hat, dem Bericht des Merkur zufolge, als bisher einziger Bürger staatliche Fördermittel aus eben diesem Topf (oder der Gießkanne) zur Innenstadtbelebung beantragt. Und auch erhalten. „Die Erweiterung seiner Eisenbahn-Landschaft um Überholspur und Abstellgleis und weitere Details wurde als belebendes Element gewertet und zu 80 Prozent bezuschusst“, zitieren wir aus dem Merkur. Bislang liegen 140 Meter Gleis auf dem innerstädtischen Grün, um die noch einsame Bahnstation soll ein kleines Dorf entstehen „mit Kirche und der nachgebauten Wirtschaft von gegenüber, die vor kurzem endgültig geschlossen hat.“ Während in der R ealität Tristesse einzieht, soll die Miniaturwelt erblühen.

Vielleicht sehen Sie sich bei der Planung für eine Gartenbahn mal nicht nur im eigenen, gefühlt oft ohnehin zu kleinen Garten um. Und führen keine Diskussionen mehr um Platz und Finanzmittel in der eigenen Familie, sondern gleich mit der Stadt und dem Gemeinderat. Eine Wiese im Ort, deren Bebauung im Maßstab 1:22,5 die heile Welt suggeriert, wird sich in zunehmend brach liegenden Innenstädten sicher finden lassen. Dann braucht‘s nur noch eine Gleisplan-Idee – die Gießkanne mit den Euros. Wie wäre es, wenn die G-Hersteller in ihre Stadtpackungen gleich einen Förderantrag beilegen?

Spotten wir nicht, die Bezuschussung der Gartenbahn in Puchheim ist kein Witz. Den ganzen Artikel im Merkur können Sie unter diesem Link nachlesen. Wenn Sie aber keine Zaungäste wünschen und lieber eine Bahnanlage im eigenen Garten planen – in der Ausgabe Gartenbahn Profi 5/2022 befassen wir uns mit Kehrschleifenplanungen und mit dem Thema DEV-Museumsbahn als Betriebsidee.