InnolutionsNeuheitenStraßenbahnen

Innolutions: Stuttgarter Trams in Down Under

Im Grundsatz hat sich Innolutions, ein Unternehmen der Eisenbahntechnik, in Sachen Modellbau auf Schweizer Vorbilder spezialisiert. Doch keine Regel bleibt ohne Ausnahme, dies hat der Kleinserienhersteller mit dem Spur G-Modell nach Vorbild der ursprünglichen DR-Baureihe 143 (DB 243) schon mit einem beachtlichen Modell gezeigt. Dass Innolutions nicht nur beim Original für Lösungen für Spezialfälle finden kann, sondern auch im Modellbau, zeigt sich jetzt am Beispiel der Stuttgarter Straßenbahnen. Ein Schwabe, der derzeit in Sydney, Australien, wohnt und den offenbar ein großes Heimweh plagt, hat das im Kanton Aargau ansässige Unternehmen kontaktiert und einen Wunsch geäußert: Ob man ihm Stuttgarter Straßenbahnen, die er aus der Zeit seiner Kindheit kennt, als G-Modelle nachbauen würde.

Konkret ging es um zwei Triebwagen der Stuttgarter Verkehrsbetriebe SSB: den Kurzgelenk-Triebwagen GT4, gebaut von der Esslinger Maschinenfabrik, und den vierachsigen Doppeltriebwagen DoT4, der Mitte der 1960er Jahre aus je zwei zweiachsigen Straßenbahn-Triebwagen des Typs T2 entstanden ist. Gefertigt wurden auch der passende Beiwagen zum Doppeltriebwagen DoT4. Das Straßenbahn-Museum in Stuttgart stellte Pläne und andere Unterlagen zur Verfügung, und in Abstimmung mit dem australischen Exil-Schwaben wurde das Projekt in Angriff genommen.

Jeder Modellbauer weiß, dass es mit dem Schrumpfen um den Faktor 22.5 (die SSB-Triebwagen fuhren damals auf Meterspur) nicht getan ist. Trams haben die Eigenschaft, dass sie sehr transparent gestaltet sind, was in der Natur der Sache liegt. Die Antriebe, die Elektronik und die Mechanik mussten möglichst diskret im Fahrzeug versorgt werden, sodass man davon möglichst nichts mehr sieht und Passagiere dennoch größtenteils gemütlich und ohne abgesägte Beine darin Platz nehmen konnten. Straßenbahn-Modellbauer können ein Lied davon singen, aber sie tüfteln sich zum Ziel durch, wie wir im Beitrag „Feine Straßen-Züge“ in GBP 4/2024 gezeigt haben.

Alte Stuttgarter Straßenbahnfahrzeuge: Beiwagen, Gelenktriebwagen GT4 und Doppelgelenktriebwagen DoT4.

Eine besondere Herausforderung waren das Gelenk beim GT4, bzw. die beiden Gelenke beim Doppeltriebwagen DoT4. Damit die Fahrzeuge zugkräftig sind, werden alle Achsen angetrieben. Die Gelenke mussten so gebaut werden, dass die Trams auf gerader Strecke auch gestreckt fahren und dennoch Radius R1 (das ist die berühmte eine Weiche im Schattenbahnhof einer jeden Anlage) befahren werden kann.

Eine weitere Herausforderung, wenn auch deutlich einfacherer Natur, waren die vielen verschiedenen Leuchten am Fahrzeug, mit denen sich die Konstrukteure von Lokomotiven erst einmal anfreunden mussten. Scheinwerfer, Blinker, Linien- und Zielanzeige-Beleuchtung waren nur der Anfang. Der DoT4 besitzt vorne und hinten noch drei rechteckige Leuchten, so der erste Eindruck. Doch eine dieser Leuchten ist lediglich ein Katzenauge, also ein Reflektor. Auf der rechten Seite (von vorne gesehen) befinden sich eine gelb/orange und eine rote Leuchte. Die rote Leuchte ist das Schlusslicht (hinten) und leuchtet, wenn der Frontscheinwerfer an ist. Das orange Licht ist das Bremslicht des Fahrzeugs, denn so eine Straßen-Bahn fährt nun mal auch auf der Straße.

Vier Fahrzeuge wurden für den Kunden gebaut. Und von jedem Typ ein weiteres Exemplar als Anschauungsmodell für Innolutions. Ob weitere (Stuttgarter) Straßenbahnen folgen, hängt von der Nachfrage ab. „Trams sind ein Thema für 45mm-Modellbahner mit Potenzial, aber auch mit vielen versteckten Herausforderungen“, resümiert Innolutions-Chef Marco Suter gegenüber dem Gartenbahn Profi. Der Einstieg ins Thema Tram scheint jedenfalls gelungen, der Kunde habe sich riesig über die Erinnerungsstücke aus Kindheitstagen gefreut. Jetzt fahren die Stuttgarter Tram-Modelle in Down-Under, also in Australien. Warum auch nicht?! Vielleicht finden sich auch im alten Europa ein paar Trambahnfreunde schwäbischer Abstammung.