DampflokHSB

Dampfreserve am Brocken: Die Luft wird dünn

Die betriebsbereite Flotte an Brockenloks lichtet sich erneut. Nachdem am 6. Oktober die 99 7247 wegen Ablauf der Kesselfrist abgestellt werden musste, traten am 3. November 2024 gleich zwei weitere Schwesterlokomotiven der Baureihe die Reise auf die Abstellgleise an. Beide Maschinen wurden mit Ablauf der Fristen und zu Beginn des (eingeschränkten) Winterfahrplans der HSB aus dem Betrieb genommen. An ihrem letzten Einsatztag fuhren sie mit einem auf der Rauchkammertür angebrachten (Kreide-)Schriftzug „Letzte Fahrt“ noch einmal auf der Brockenstrecke, bevor am Abend dann das Feuer unter den Kesseln der Loks erlosch.

Der Grenzzaun ist schon offen: 99 7234 am 1. Mai 1990 bei Sorge. Rechts neben der Lok ist der ehemalige Bahndamm der Südharzeisenbahn SHE zu erkennen, die einst in Sorge mit der NWE verknüpft war. Sorge als attraktiver Verknüpfungsbahnhof ist ein Thema in der GBP-Ausgabe 6/2024.

Für die 99 7234 bedeutet die jetzige Abstellung ein (mindestens) vorläufiges „Aus“. Die Lok wird z-gestellt und eine Aufarbeitung ist seitens der HSB offenbar – nach jetzigem Stand – nicht mehr geplant. Besser sieht die Zukunft für die 99 7241 aus. Die Maschine wurde von der HSB-Betriebsleitung ans DLW in Meiningen vorgemeldet. Sie wartet nun in der alten Werkstatt in Westerntor darauf, einen Termin für die vorgesehene Hauptuntersuchung zu erhalten. Und das kann dauern.

LGB-Kunden ist sie keine Unbekannte: 99 7234, hier abgebildet in unserem Bildband LOK LGB.

Diese Brockenloks stehen in Meiningen

In der Thüringer Dampflokklinik Meiningen ist nämlich zurzeit ein wahrer Auflauf an schadhaften Dampflokomotiven der HSB zu bestaunen. Manche von diesen Kandidaten befinden sich seit mehr als zwei Jahren in den Hallen des Spezialwerks des DB Konzerns und harren ihrer Aufarbeitung bzw. Rekonstruktion. Die besten Aussichten auf baldige Entlassung aus der Klinik hat dabei noch die seit Juni 2022 im DLW weilende 99 7239. Die Lok hat den altbrauchbaren Kessel der 99 7238, die ihrerseits seit Eröffnung der neuen Werkstatt der HSB in Wernigerode auf Reaktivierung wartet, erhalten. Eigentlich hätte die Maschine bereits im Herbst dem Betriebsdienst übergeben werden sollen; Probleme mit Material und vor allem Personalmangel im DLW sorgen hier allerdings für eine unbestimmte Auslieferung an die HSB.

Die Nordhäuser Stammlok 99 7245 sollte schon zum Sommer 2023 in der alten Werkstatt in Wernigerode eine Fahrwerks-HU und eine Kesselfristverlängerung erhalten. Nachdem festgestellt wurde, dass der alte Dampferzeuger nicht mehr zu reparieren war, wurde diese Maschine im Sommer 2024 auch nach Meiningen überführt. Sie wird hier nun einen komplett neuen Kessel erhalten.

Die für den Einbau einer Leichtölfeuerung – analog der 99 787 der SOEG in Zittau – vorgesehene 99 7244 wartet nun auch schon seit mehr als zwei Jahren auf eine „Umbaugenehmigung“ seitens des Eigentümers HSB. Die seit vielen Jahren im Lokschuppen von Hasselfelde abgestellte Maschine benötigt, neben der Ölfeuerung, fast alles neu: angefangen von einem neuen Fahrzeugrahmen und neuen, geschweißten Zylindern ist auch ein komplett neuer Kessel vonnöten.

Altteile von 99 7238 – als künftige Ausstellungsstücke gedacht

Apropos Neubauten: Auch die in der neuen HSB-Werkstatt stehende und in ihre Einzelteile zerlegte 99 7238 benötigt für eine Reaktivierung neue Zylinder und einen neuen Dampferzeuger, der dann auf einen ebenfalls neuen Rahmen montiert werden kann. All diese Bauteile müssen freilich in Meiningen gefertigt werden, die Beauftragung hierzu steht allerdings noch aus. Die alten Teile dieser Lokomotive sollen später einmal, versehen mit dem unbrauchbaren Altkessel von Lok 99 7239, als Ausstellungsobjekt auf dem Ochsenteichgelände präsentiert werden. Zurzeit lagern sie jedoch, der Witterung schutzlos ausgeliefert, auf dem Freigelände der neuen Werkstatt (obiges Foto).

Als einzige von diesen sechs Harzbullen wartet die 99 7247, als letztgebaute ihrer Baureihe, in Wernigerode auf Werkstattaufnahme. Wie zu erfahren war, wird die fällige Kessel-HU aber nicht in der neuen, sondern in der alten Werkstatt der HSB durchgeführt. Ach ja, die Mallet 99 5902, auch seit über zwei Jahren Dauergast im DLW, wird mittlerweile wieder unrepariert zusammengebaut, um anschließend in den Harz zurückzukehren. Und da sind dann auch noch zwei Halberstädter Schrankwände zur HU in der Thüringer Dampflokklinik vorgesehen. Einer, 187 019, befindet sich bereits im DLW; der zweite (187 017) wartet derweil noch in Westerntor auf einen Termin im DB-Spezialwerk. (jr)