HSBSchmalspurbahnen

HSB: Darum hängt ein Kamel am Kran

Schmalspurlokomotiven werden üblicherweise heutzutage auf der Straße per Tieflader transportiert – so zu sehen bei der jüngsten Ankunft der Brockenlok 99 7239 aus Meiningen, deren anschließende Probefahrt – wie im Blogeintrag vom 14. Februar berichtet – die HSB allerdings veranlasst hat, einige Mängel zu reklamieren. Anders sieht der Transport eines Harzkamels aus. Die Dieselloks der DR-Baureihe 199.8, heute im Dienste der HSB, haben da einen unbestreitbaren Vorteil: ihre Abstammung von der regelspurigen DR-Diesellok Baureihe 110 (V100 DR). So lassen sich auch heute noch die zweiachsigen Regelspur-Drehgestelle gegen dreiachsige Meterspur-Drehgestelle tauschen.

Am späten Abend des 18. Februar 2025 traf also das Harzkamel 199 861 auf Regelspur-Drehgestellen im Gbf Nordhausen ein. Das allerdings nicht aus eigener Kraft, denn die alten Regelspurgestelle waren nicht mit dem Antrieb verbunden und dienten quasi als Rollböcke. Die Diesellok hat in den zurückliegenden knapp zwei Jahren in Stendal eine umfassende Revision erhalten. Am Tag nach der Ankunft in Nordhausen setzte sich deshalb in Wernigerode-Westerntor der Hilfszug der HSB, bespannt mit dem Harzkamel 199 872, nach Nordhausen-Nord in Bewegung. In Nordhausen wurde dann die 199 861 von ihren Transportdrehgestellen gehoben, um am Nachmittag in die Werkstatt nach Westerntor transportiert zu werden – auf ihren eigenen Rädern. Die fälligen Restarbeiten werden in den nächsten Wochen in der alten HSB-Werkstatt erledigt.

199 861, wie sie im Ende 2008 in gepflegtem Zustand in Wernigerode Westerntor anzutreffen war.


Die Lokomotiven der Baureihe 199.8 entstanden Ende der 1980er Jahre im damaligen Reichsbahnausbesserungswerk Stendal durch Umbau von insgesamt zehn Lokomotiven der DR-Baureihe 110. Im November 1988 wurde die erste umgebaute Lokomotive in Wernigerode abgeliefert. Bereits 1989 begann der reguläre Betrieb mit zwei dieser umgebauten Diesellokomotiven, die aufgrund ihres Fahrverhaltens alsbald den Spitznamen “Harzkamel” erhielten. Bis 1990 folgten acht weitere Lokomotiven, sodass insgesamt die Lokomotiven 199 861, 863, 870, 871, 872, 874, 879, 891 und 892 für den Betrieb zur Verfügung standen.

Ursprünglich sollten 30 Loks auf Meterspur umgebaut werden. Infolge der Wende und der wechselnden Bedeutung der Harzbahnen für den Tourismus wurden keine weiteren Dieselloks umgebaut, sondern die Dampftraktion erhalten. Einsätze vor Personenzügen, wie hier 199 861 im August 1994 in der Drängetalkurve zu sehen, waren in der folgenden HSB-Zeit eine betriebstechnische Ausnahme, bahntechnische Einsätze waren das Revier der Kamele.

Planmäßig Lokwechsel von Dampf auf Diesel vorgesehen

Doch schon seit etwa vier Jahren tauchen die Harzkamele bei “Dampfmangel” wieder vor planmäßigen Personenzügen auf, meist nachmittags. Im Sommer 2025 sind in Drei Annen Hohne sogar Lokwechsel von Dampf auf Diesel-Kamel vorgesehen. Ein Problem, das dem fahrplanmäßigen Einsatz der Harzkamele bei der HSB lange entgegenstand, war auch, dass es zunächst nur eine Lok mit funktionierendem Heizkessel gegeben hat, eben jene 199 861. Die beiden anderen Harzkamele verfügten nicht mal mehr über einen Heizkessel. Das änderte sich in den zurückliegenden drei Jahren. Mittlerweile sind auch die 199 872 und 199 874 mit Heizkesseln ausgerüstet. Denn nur so können die Dieselloks auch in der Winterzeit vor Personenzügen eingesetzt werden.

Auf unserem einleitenden Beitragsbild ist zu sehen, wie die Lokomotive am 19. Februar 2025 im Bf Nordhausen-Nord per Kran von den Normalspurdrehgestellen abgehoben wird. Foto: HSB/Dirk Bahnsen