Waldbrände: HSB lässt zwei Harzkamele aufpäppeln
Als Folge der Waldbrände des vergangenen Sommers mobilisiert die HSB mit 199 874 und 199 892 zwei längst abgestellte Harzkamele. Damit soll bei erhöhter Waldbrandgefahr der Zugverkehr zum Brocken für den Fall, dass zeitweise keine Dampfloks fahren dürfen, gesichert sein.
Weil die Harzer Schmalspurbahnen (HSB) ab kommendem Jahr bei hoher Waldbrandgefahr keine Dampfloks mehr auf den Brocken schicken darf, werden nun zwei abgestellte Harzkamele im DB-Werk Stendal für einen entsprechenden Ersatz-Einsatz im Reisezugdienst ertüchtigt. 199 874 erhält eine neue Hauptuntersuchung, eventuell wird auch eine neue Dampfkessel-Heizanlage eingebaut. Die zweite Maschine, die Anfang Dezember die Reise nach Stendal mit angetreten hat, ist die seit beinahe 25 Jahren abgestellte 199 892. Auch diese Lok wird einer Vollrevision unterzogen. Nach Fertigstellung der beiden Kamele stünden der HSB vier Dieselloks für den Brockenverkehr zur Verfügung. Als “Arbeitsvorrat” sind in Wernigerode noch 199 871 und in Nordhausen die 199 877 vorhanden. Diese befinden sich jedoch, nach der extrem langen Abstellzeit, in einem erbärmlichen, äußeren Zustand.
Die Dampfloks gerieten aufgrund der verheerenden Waldbrände des zurückliegenden Spätsommers in die Kritik. Grund dafür ist, dass es Brandflächen entlang der Brockenstrecke gab. Doch in den vergangenen 31 Jahren, in denen die HSB zum Brocken fährt, sei nicht einmal die Bahn als Brandursache festgestellt worden, betont Dirk Bahnsen, Pressesprecher der HSB. Sein Unternehmen sehe sich Versuchen ausgesetzt, hier schnell und einfach einen schuldigen auszumachen. Einen Grund für diese Annahme liefern Karten aus dem Nationalpark Harz. Seit 1994 würden sich Brände allgemein entlang der Strecke der HSB häufen, an mindestens vier Stellen seit fast 20 Jahren. Nach Aussagen der Feuerwehren handele es sich um größere und kleinere Brände, die aber nicht die Ausmaße der Waldbrände des zurückliegenden Sommers erreicht hätten. Die Nähe zur Bahnstrecke stellt für die HSB jedoch noch keinen Zusammenhang dar, und sie verweist darauf: Es wurde nie eine Ursache mit Blick auf die Dampfloks ermittelt.
Als Auslöser für Waldbrände könnten aus Sicht der HSB beispielsweise weggeworfene Zigarettenstummel in Betracht kommen. Dagegen werde aktiv vorgegangen. Es würden regelmäßig Durchsagen zum Rauchverbot gemacht und an den Wänden hängen Rauchverbotsschilder. Jedoch sei es nicht möglich, das Verhalten aller Fahrgäste zu überprüfen, äußerte sich Dirk Bahnsen im September 2022 in einem Interview des MDR. Damals sah man beim Harzer Bahnunternehmen die Reaktivierung der abgestellten Dieselloks noch als zu aufwändig an. Außerdem würden Touristen eher die Dampfloks bevorzugen und deswegen die Fahrt mit der HSB antreten.
Nun rüstet sich die HSB dafür, den Betrieb auch bei künftigen Waldbränden oder reinen Gefahrenlagen mit Dieseltraktion aufrechterhalten zu können. Die Situation im Spätherbst 2022 war ohnehin mehr als unübersichtlich. Um bei hoher Waldbrandgefahr vorsorglich zu handeln, sollten ab Waldbrandstufe 5 nur noch Dieselloks eingesetzt werden. Bei Stufe 4, so hieß es, werde gesondert entschieden, welche Dampfzüge fahren. Beim großen Waldbrand im Nationalpark Harz im September galt indes nur die Waldbrandstufe 3 – Dampfloks konnten nach kurzer Zeit der Streckensperrung wieder auf den Brocken fahren.