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Preußische T 9.3: Piko lässt die Zylinder dampfen

Piko-Chef Dr. Wilfer mit dem Volumenmuster der G-Hauptneuheit, der Tenderlok BR 91.3

Zylinderdampf gehört mittlerweile zum Standard bei digitalen Dampfloks großer Spuren. Auch Piko kann sich diesem Trend nicht verschließen und wertet seine Haupt-Modellneuheit 2024 in der Spur G auf: Die digitale Version der BR 91.3 (preußische T9.3) wird mit Sound und Dampf aus Schlot und Zylindern ausgestattet – und Türen lassen sich öffnen. Somit ist die dreifach gekuppelte Tenderlok, die nach den Fünfkupplern der Baureihen 95, 50 und 94 erscheint, alles andere als ein Einsteigermodell.

Die Modellbahnindustrie kommt an den alten preußischen Dampfloks einfach nicht vorbei. Auch Piko nicht und zählt bei den alten Preußinnen nun ein Stück weiter zurück: Nach den Baureihen 95 (pr. T20) und 94.5–17 (pr. T16.1) ist im Jahr 2024 die preußische T9.3 an der Reihe, die im Nummernschema der Deutschen Reichsbahn Gesellschaft als Baureihe 91.3–18 geführt wurde. Allein die Preußische Staatsbahn KPEV hatte über 2050 Maschinen in Dienst gestellt, andere Bahnverwaltungen weitere 150 Lokomotiven. So zählt die ab dem Jahr 1900 gebaute, C-gekuppelte Tenderlok zu den meistgebauten Maschinen aus der Länderbahnzeit. Eine Stationierungsübersicht der DB-Loks von 1950 enthält immerhin noch 351 Loks als BR 91.3 im Einsatzbestand, die DR der DDR hatte nach dem Weltkrieg etwa 250 Loks übernehmen können. Heutzutage ist in Deutschland keine dieser Loks mehr einsatzfähig. Bei der DB wurde die T9.3 schon 1964 ausgemustert, bei der DR 1968, wobei noch einige Werkloks bis in die 70er Jahre im Einsatz standen. Letzte dampfende “91er” ist die Schweriner 91 134, die man zuletzt noch 2019 unter Dampf erleben konnte. Aber sie stellt eine T9.2 dar, weist also verschiedene Treibachsabstände auf.

91896 vor dem SEM Chemnitz-Hilbersdorf

T9 ist eine preußische Familienbezeichnung für dreifach gekuppelte Tenderloks mit einer Laufachse. Doch wie diese Achsen angeordnet sind, ist sehr unterschiedlich. So besitzt die T9.3 wie auch die T 9.1 zwar eine symmetrische Anordnung der Treibachsen, also gleiche Achsstände. Allerdings ist bei der T 9.3, dem Piko-Vorbild, die Laufachse vorne angeordnet (1‘C), bei der T 9.1 hinten (C1‘), unter dem Führerstand. Die T9.1 wurde daher im späteren Nummernschema der DRG ab Mitte der 1920er Jahre als Baureihe 90 geführt, während die T9.2 in der Baureihe 91 als Unterbaureihe 0–2 weiterlebte. Auch die 91.0-2 weist eine vordere Laufachse auf, besitzt aber zwischen der zweiten und dritten Kuppelachse einen vergrößerten Achsstand. Bekannteste Vertreterin ist die zuvor erwähnte Schweriner Museumslok.

Zurück in die Modellbahnwelt. Dort ist die T9.3 in Form von H0-Modellen erlebbar geblieben, in westlichen Ländern zum Beispiel von Fleischmann, Liliput und Weinert, im Osten war das Hruska-Modell präsent. Für die 45-mm Spur gibt es seit dem Jahr 2000 ein Modell von Märklin im Maßstab 1:32, und noch nicht lange ist es her, da setzte der Spur 1-Hersteller KM-1 die T9.3 ebenfalls auf die 45-mm-Spur, als digitalisiertes, vollausgestattetes Messingmodell in 1:32 für rund 2300 €. Vorbild ist die 91 896, somit exakt jene Chemnitzer Museumslok, die jetzt auch Piko auf die 45-mm-Spur setzt, allerdings im G-Maßstab von ca. 1:27. Sie gehört zu den wenigen erhalten gebliebenen Exemplare dieser Baureihe und steht heute als vollständig erhaltene und rollfähige Museumslok im Eisenbahnmuseum Chemnitz-Hilbersdorf (Bild oben).

91896 als Denkmallok vor dem Bahnbetriebswerk Dresden-Friedrichstadt.
Foto: Deutsche Digitale Bibliothek

91 896 kam nach ihrem Einsatz bei Deutschen Reichsbahn zur Hafenbahn in Torgau und stand bis in die 1970er Jahre im Dienst, sie gilt die letzte in Deutschland eingesetzte T9.3. Damit hatte sie sich zunächst einen Platz als Denkmallok vor dem Bahnbetriebswerk Dresden-Friedrichstadt verdient, durfte den Sockel aber im August 2009 verlassen und erreichte per Tieflader das Sächsische Eisenbahnmuseum Chemnitz-Hilbersdorf, wo sie als rollfähige Lok vollständige erhalten ist.

“Mit der preußischen T 9.3, spätere Baureihe 91, rollt die vielleicht wichtigste deutsche Nebenbahn-Tenderlokomotive im Piko G-Programm an”, schreiben die Sonneberger im Neuheitenprospekt 2024. Die kompakten Maschinen seien „ideal für die Zugbildung auf der Gartenbahn. Mit ihnen können gleichermaßen kurze Personen- wie Güterzüge bespannt werden und sie sind natürlich auch die idealen Zugpferde für die legendäre Zuggattung GmP.“ Ganz neu an einer Piko G-Lok: Das Modell verfügt über eine Tür und ein Fenster, welche geöffnet werden können. Die digitalisierte Version stattet Piko nicht nur mit Sound aus, sondern auch mit einem gepulsten Verdampfer und Zylinderdampf. Die Wertigkeit steigt also – und mit ihr der Preis: Für das analoge Modell sind 999 € in Aussicht gestellt, für die Digitalausführung ein Kaufpreis von 1349 €. Damit ist die kleinere Preußin dem Spielzeugsegment enteilt.

Links:

Sächsisches Eisenbahnmuseum Chemnitz-Hilbersdorf

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