Erholungsphase: Mehr Fahrgäste in den HSB-Zügen
Der Schatten von Corona schwindet, und so erhellt sich auch die Jahresbilanz 2022 der Harzer Schmalspurbahnen, die Mitte dieser Woche als vierseitige Pressemitteilung vorgelegt wurde. 2022 waren in den Zügen der HSB rund eine Million Reisende und damit bereits über 30 Prozent mehr Gäste als noch im Vorjahr 2021 unterwegs. Das Vor-Corona-Niveau von 1,2 Millionen Fahrgästen im Jahre 2019 wurde jedoch noch nicht wieder erreicht. Auch witterungsbedingte Einflüsse sowie die beiden großen Waldbrände im Nationalpark Harz im August und September wirkten sich auf die Fahrgastzahlen aus. So musste hierdurch der Zugverkehr auf der wirtschaftlich wichtigen Brockenstrecke an insgesamt 37 Tagen vollständig ruhen, an weiteren fünfzehn Tagen konnte nur ein eingeschränkter Betrieb – zum Teil ausschließlich mit Diesellokomotiven – stattfinden.
Deutlich mehr Fahrgäste im Selketal – aber auf niedrigem Niveau
Der insgesamt positive Fahrgasttrend spiegelt sich in allen Bereichen des HSB-Streckennetzes wider, teilte die HSB mit. In der Brockenbahn fuhren mit 472.000 Fahrgästen schon wieder rund zwanzig Prozent mehr Reisende als noch im Vorjahr. Auf der Harzquerbahn im Bereich Nordhausen ist mit 339.000 beförderten Personen ein Plus von zwölf Prozent gegenüber dem Coronajahr 2021 zu verzeichnen, auf der Selketalbahn mit 76.000 Fahrgästen sogar ein Zuwachs um 145 Prozent. Auch bei den Sonder- und Charterzugfahrten ging es im vergangenen Jahr wieder aufwärts. Hier nahm die Nachfrage aufgrund des Wegfalls der Angebotseinschränkungen um 62 Prozent auf insgesamt 21.000 Gäste zu. Für das laufende Jahr sind erneut zahlreiche Sonderfahrten vorgesehen.
Vor dem Hintergrund der seit vergangenem Frühjahr angespannten weltpolitischen Lage und ihrer wirtschaftlichen Auswirkungen hat die HSB in 2022 allerdings auch die wachsende Konsumzurückhaltung bei Urlaubern und Einheimischen zu spüren bekommen. So wuchs der Jahresumsatz infolge der gestiegenen Fahrgastnachfrage zwar an, die dabei erzielten ca. 12 Millionen Euro blieben jedoch noch immer um rund 19 Prozent hinter dem Vor-Corona-Niveau von 2019 zurück. Der von Bund und Ländern nach 2021 erneut aufgespannte „Rettungsschirm“ für den Öffentlichen Personennahverkehr (ÖPNV) konnte die finanziellen Verluste weitgehend ausgleichen. Ausgeglichen wurden auf diesem Wege auch die durch das „9-Euro-Ticket“ verursachten Mindereinnahmen.
Mit finanzieller Unterstützung der Länder Sachsen-Anhalt und Thüringen führte die HSB i2022 zahlreiche Instandhaltungs- und Wartungsarbeiten an ihrer betrieblichen Infrastruktur durch. So wurden auf einer Länge über 1.400 Metern Gleise erneuert, weitere rund 2.300 Meter werden im laufenden Jahr folgen.
Mit Pflanzenöl auf den Brocken?
Vor dem Hintergrund des politisch in vielen Bereichen angestrebten Kohleausstiegs erwägt die HSB im Zuge einer erforderlichen Neubekesselung zudem den Einbau einer Leichtölfeuerung bei der „Brockenlok“ 99 7244. Auch Pflanzenöle können hier zukünftig als Brennstoff verwendet werden. Bereits im Februar vergangenen Jahres hatte das Unternehmen gemeinsam mit der beauftragten Hochschule Nordhausen eine Studie zu alternativen Brennstoffen vorgestellt, bei der u. a. auch die Eignung von Wasserstoff untersucht worden war. Erste praktische Erprobungen mit der im Ergebnis bislang favorisierten Pyrolysekohle sind noch in diesem Jahr vorgesehen.