Gartenbahn-Anlagen

Hans Schneiders Kultbahn stellt den Betrieb ein

Auf die Frage, welches Thema denn seine Gartenbahnanlage hat, hat Hans Schneider eine klare Antwort: „Bayrisch“. Das machte uns schon vor ein paar Jahren neugierig, denn eine bayrisch geprägte Anlage hatte der Gartenbahn Profi noch nie porträtiert. Heute sind wir froh darüber, dass wir in Oberbayern anklopften, wo seit Jahren Menschen am Gartenzaun stehen bleiben und zum Spiel mit der Modellbahn eingeladen werden.

Doch nicht mehr lange. Hans Schneider hat die Betriebseinstellung seiner Gartenbahn angekündigt. Am 8. September wird der letzte Zug zu einer Rundfahrt starten. Seit vor kurzem die Tageszeitung „Merkur“ auf der Starnberger Titelseite über das nahende Ende der Kult-Gartenbahn berichtete, geben sich die Menschen am Gartenbahn den Taster in die Hände. Denn ein Fingertipp auf einen Schalter am Gartenzaun genügt, und aus einem oberirdischen Zugbunker inmitten der Anlage fahren zwei Züge raus, um ihre Runden zur Unterhaltung der Betrachter zu drehen.

Manchmal rattern die Züge schier endlos am Haus vorbei, sollte wieder mal ein Knirps vergessen haben, den Gleisstrom abzuschalten. Das Schild „Bitte wieder ausschalten“ am Gartenzaun können eben noch nicht alle Kinder lesen, die Freunde am Spiel mit den Zügen haben. Wenn es den Kindern gefällt, dann hat Hans Schneider seinen Spaß. Eisenbahn spielen, dazu bekennt er sich ganz offen. Jemanden wegschicken, wenn der Hausherr selbst fahren will? Dann holt er eine seine Akkulokomotiven aus dem Keller, kuppelt die passenden Waggons an und fährt den vom Gleisstrom angetriebenen Zügen hinterher, auf Sicht.

Hier kann man zusehen. Darf man zusehen. Soll man zusehen. Den Weg zur „LGB Gartenbahn“ wies ein schon vor Jahren etwas verblichenes Schild, direkt gegenüber dem lokalen Biergarten der oberbayrischen Ortschaft Etterschlag. Seit Jahrzehnten präsentiert sich diese Gartenbahn täglich betriebsbereit, wenn es die Jahreszeit und die aktuelle Witterung erlauben. Technisch und optisch, und das von März bis November. Dafür zu sorgen, das wollen die Knochen von Hans Schneider nun nicht mehr mitmachen. „Es war eine schöne Zeit“, resümiert der 77-Jährige, der Freude daran hat, wenn andere die Freude an seinem Hobby teilen.

Die Freude an der Modellbahn ist ihm nicht vergangen. Erstens hat er noch eine Modellbahn im kleinen Maßstab für drinnen. Und zweitens könnte man ihn in Zukunft öfter bei seinen Freunden in der näheren Umgebung antreffen. Dort wird so manches Gebäude, mancher Meter Gleis und vor allem so manches spezielle Fahrzeug eine neue Heimat finden. Hans-Schneider ist nämlich ein begnadeter Modellbauer, der nicht nur für seine eigene Gartenbahn Fahrzeuge baute. Vor allem die Rhätische Bahn hat es im angetan. Und so fahren nicht wenige Modelle nach Graubündner Vorbildern auf seiner „bayrischen“ Gartenbahn, auf der natürlich der weiß-blaue Maibaum nicht fehlen darf. Selbst die neueste Rangierlok der RhB ist da – Hans Schneider hat sie längst gebaut, siehe Bild. Weitere RhB-Lok-Kreationen stellte der Gartenbahn Profi in der Ausgabe 5/2021 auf den Seiten 70 bis 73 vor.

Diesen Sommer ist also nochmal Fahrsaison in Wörthsee, Ortsteil Etterschlag, südwestlich von München gelegen. Bis 8. September steht der Schalter unter Strom. Dann wird aus der Kult-Bahn Geschichte. Unser Porträt in der GBP-Ausgabe 2/2017 wird die Erinnerung daran wachhalten.

Link zum Beitrag im Merkur:

https://www.merkur.de/lokales/starnberg/woerthsee-ort29717/etterschlag-woerthsee-das-ende-der-garteneisenbahn-93021831.html