RhB: Noch zehn Tage bis zum Rekordversuch
Ein rund 1910 Meter langer Personenzug soll am 29. Oktober 2022 über die Albulalinie der Rhätischen Bahn fahren und damit einen Weltrekord aufstellen (wir berichteten erstmals am 11. Mai.). 3000 Zuschauer können das Spektakel live an mehreren Viewpoints verfolgen – oder an einem Medienkanal live verfolgen. 100 Wagen sind dafür notwendig – gebildet aus 25 Triebzügen des vierteiligen, von Stadler gebauten Triebzugs Capricorn. Der Blog des Gartenbahn Profi stimmt Sie in den kommenden Tagen weiter auf das Ereignis ein.
Schneller, höher, weiter, so klingen die Attribute von Messwerten, aus denen Rekorde gemacht werden. Doch diesmal muss es heißen: länger. 1910 Meter lang misst der Wurm aus 25 Capricorn-Einheiten sein, der sich die Albulalinie Richtung Bergün und Filisur hinabschlängeln wird. Wer genau mit den Maßen des Triebzugs rechnet, kommt sogar auf 1911 Meter. Dieser eine Meter wird diesmal nicht entscheidend sein, wenn anlässlich des 175. Geburtstags der Schweizer Bahnen in Preda das Signal auf Grün geschaltet wird und sich der den gigantischen Superlativ in Bewegung setzt. Nie zuvor hat ein solch langer Personenzug die Bergwelt Graubündens durchquert, ja überhaupt irgendeine andere Bahnstrecke befahren – von Güterzügen abgesehen. Enge Kurven, Tunnel und Brücken warten im Verlauf der Unseco-Welterbestrecke auf den XXXL-Capricorn. Auch das weltberühmte Landwasserviadukt wird überquert.
Die gefahrene Geschwindigkeit spielt bei diesem Rekord keine Rolle. Hier geht es gemächlich zu. Nur mit 30 bis 35 km/h wird sich der Capricorn über die 24,93 Kilometer lange Messstrecke ins Tal winden und dabei 789 Höhenmeter überwinden – die Rekordfahrt wird daher voraussichtlich eine gute dreiviertel Stunde dauern. Sieben zusätzliche Lokführer und insgesamt 21 Techniker werden die Fahrt überwachen, und sie stehen vor so einigen Herausforderungen, denn sie beschleunigen und bremsen alle 25 Züge gleichzeitig. Das im Zug verteilte technische Personal kommuniziert untereinander nicht per Mobilfunk, sondern per Feldtelefon über die knapp zwei Kilometer Zuglänge miteinander. Mit an Bord gehen allein 150 geladene Ehrengäste sowie weitere 4400 rekordbegeisterte Bahnfans, teilte Schweiztourismus mit.
Das Ereignis in der Albula-Region wird noch viele weitere Bahnfans und Menschen in den Bann ziehen. Rund um die Rekordfahrt wartet in Bergün ein Festgelände auf Gäste und Einheimische. Die Anreise ist ausschließlich mit dem Zug möglich, die maximale Besucherzahl liegt bei 3000. Entlang der Strecke entstehen insgesamt vier Viewpoints und auf dem Festgelände gibt es eine Übertragung. Darüber hinaus verfolgen Interessierte weltweit den Weltrekordversuch per Livestream bei Blick.ch. Die Zuschauer erhalten ein umfassendes Bild aus unterschiedlichen Perspektiven. Dafür sorgen sowohl Drohnen als auch Kameras aus dem Führerstand und entlang der Strecke. Zum Rahmenprogramm auf dem Festgelände gehören auch ein Bahndorf, musikalische Unterhaltung, Comedy und Gastronomie. Die von der RhB angebotenen Tickets sind jedenfalls längst ausverkauft.
Der Rekordversuch wirkt sich natürlich auf den Fahrplan der Albulastrecke aus. Für den planmäßigen Zugbetrieb ist die Verbindung zwischen Preda und Bergün während des Rekordversuchs gesperrt. Am Tag des Weltrekordversuchs verkehren die Züge auf der Albulastrecke und zum Festgelände in Bergün gemäß einem Sonderfahrplan. (Wir berichten weiter).
Link: Infos zum Rahmenprogramm und der Fahrplan des Rekordzuges
Fotos: LGB/Märklin, RhB, Schweiztourismus