8. Oktober 2024
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Weißeritztal: Rabenauer Mühle schließt

Vor dem Hochwasser: Dampfzug im Rabenauer Grund im August 2000, links zwischen den Bäumen liegt die Rabenauer Mühle

Sich morgens von einem Lokpfiff wecken lassen? Mit dieser Vorstellung buchten sicher nicht wenige Eisenbahnfreunde ein Zimmer in der Rabenauer Mühle, direkt an der Weißeritztalbahn gelegen – mit Blick auf den Bahnhof Rabenau. Längst eine Sache für Langschläfer, denn der erste Dampfzug hinauf ins Tal heutzutage in Rabenau um 9.43 Uhr ab. Als der Dampfzug noch Arbeiter aus dem Tal nach Freital beförderte, fuhr er viel früher an der Rabenauer Mühle vorbei, einem Gasthof, den es auch schon viel länger als die Eisenbahn entlang der Weißeritz gibt. 1235 wurde die Mühle im Rabenauer Grund erstmals erwähnt, seit 1830 besitzt sie Schankrecht und zählt zu den beliebtesten Ausflugszielen im Osterzgebirge. Diesen Gasthof hatte die Familie Schumann 1992 gekauft, mit Herzblut restauriert und ausgebaut, wie sie sagt, sie hängt an der Rabenauer Mühle. Dort hatte das Betreiberehepaar schon Mitte der 80er Jahre gearbeitet, als hier noch eine HO-Gaststätte war. Doch nun ziehen Schumanns einen Schlussstrich. Ende Oktober werden das Hotel samt Restaurant geschlossen, verweisen die Tische im Biergarten. Das Traditionslokal schließt.

Als das Hochwasser 2002 durchs Tal der Weißeritz rauschte und eine Spur der Verwüstung hinterließ, wurden das Hotel als auch der gegenüberliegende Teil des Bahnhofs und eine nahegelegene Bahnbrücke in Mitleidenschaft gezogen. Über Jahre hinweg ruhte der Bahnverkehr. Als 2007 der Autor dieser Zeilen in der Rabenauer Mühle Quartier bezog und abends vom Balkon bei einem Becher Vanilleeis mit heißen Himbeeren auf die verwaisten Bahnanlagen blickte, da hallten die Pfiffe der Lok und die Geräusche des Dampfzuges nur vor dem inneren Ohr. Es fuhr ja nichts. Seite Mitte Dezember 2008 rollen wieder die Züge durch den sanierten Rabenauer Grund, und diese Idylle kann man jetzt nur noch wenige Wochen im Herbst genießen.

Aber für die Betreiberfamilie steht der Entschluss fest – nach der Corona-Krisenzeit sind es jetzt die explodierenden Energiekosten, die den Betrieb nicht mehr wirtschaftlich erscheinen lassen – und andere steigende Kosten kommen hinzu. Daher gehen sie nach über drei Jahrzehnten Arbeit im Rabenauer Grund lieber in den Ruhestand – ohne direkten Nachfolger. Nur das vom Sohn betriebene SB-Restaurant in Nachbarschaft zur Mühle stillt dann noch Hungergefühle.

Die romantische Weißeritztalbahn ist ohne Rabenauer Mühle schwer vorstellbar. Auch für Peter Richtig gehörte sie dazu, als er seine Weißeritztalbahn im Modell in den Garten baute. Der Rabenauer Grund mit der Mühle, dem alten Güterschuppen und dem Bahnhof am Ufer des Flusses, all das findet sich auf seiner Freilandanlage, porträtiert in den beiden Gartenbahn Profi-Ausgaben 5 und 6 /2008. Vielleicht haben Sie diese beiden alten GBP-Ausgaben noch in Ihrem privaten Archiv. Falls nicht, die Beiträge können Sie ab Oktober auch in unserem Profi Plus-Angebot nachlesen.