Profi PlusSchmalspurbahnen

Unterstützung für das Zittauer “Boahnl”

Touristische Hinweistafeln an der A4 Dresden–Görlitz sollen der Zittauer Schmalspurbahn Rückenwind geben. Ihrer Aufstellung war ein zähes Ringen vorausgegangen. Doch Schilder sind nicht alles: Schon stehen die nächsten Probleme ins Haus, insbesondere die teuren Rohstoffe, insbesondere Kohle für die Dampfloks (der GBP berichtet in seiner Ausgabe 2/2023). Ab April 2023 droht ein Sparfahrplan. Ob er in der Schublade bleibt, entscheidet sich wohl am 30. März. Hoffnung setzt man auf die ab August einsetzbare 99 787 mit modernster Leichtölfeuerung.

Dem Schilderwald an Deutschlands Straßen geht es gut. Hier wird selten im großen Stil abgeholzt, wie derzeit an den Nadelholzwäldern. Im Gegenteil, es werden gefühlt immer mehr Schilder – und das muss reguliert werden. Für Schilder entlang der deutschen Autobahnen regelt das die Autobahn GmbH des Bundes, welche die Zuständigkeit für Straßenplanung, -bau und -betrieb von den Bundesländern übernommen hat. Und so manche Entscheidung, die auf Länderebene schon gefallen war, kam noch einmal auf den Prüfstand. So auch der Hinweis auf die Zittauer Schmalspurbahn, im Dreiländereck von Deutschland, Polen und Tschechien eine nicht unwichtige touristische Einrichtung.

Seit dem 9.3.2023 wird nun mit zwei Hinweisschildern an der A4 für das “Zittauer Boahnl” geworben. Der Aufstellung der beiden touristischen Unterrichtungstafeln an der A4 Dresden–Görlitz war ein zähes Ringen vorausgegangen. Zunächst hatte das damals noch zuständige Landesamt für Straßenbau und Verkehr 2020 dem Antrag der Bahngesellschaft SOEG zugestimmt, Motiv und Aufstellungsorte (in Fahrtrichtung Dresden 73,9 Kilometer vor Dresden entfernt und in Fahrtrichtung Görlitz 58,5 Kilometer nach der Landeshauptstadt) waren bereits abgestimmt. Doch mit Übergang der Zuständigkeit an die Autobahn GmbH begann auch der Genehmigungsprozess von neuem – und endete überraschend negativ: Der Antrag der SOEG wurde Anfang 2022 abgelehnt. Nachdem ein Widerspruch erfolglos geblieben ist, schaltete SOEG-Geschäftsführer Ingo Neidhardt den sächsischen Verkehrsminister Martin Dulig als Vermittler ein. Mit Erfolg. Das plakative Schild Tafel zeigt stilisiert die berühmte Doppelausfahrt in Bertsdorf mit angedeuteten Bergen. Jetzt hofft man auf viele neue Gäste im Zittauer Gebirge mit seiner Schmalspurbahn.

Sparfahrplan steckt noch in der Schublade

Dieser Erfolg muss sich noch einstellen. Denn die SOEG hat aktuell noch ganz andere Sorgen. Der Preis für die Tonne Kohle stieg von 220 auf 850 Euro pro Tonne. Das konnte die SOEG dank frühzeitigen Einkaufs noch wegstecken. Doch auch Vorräte gehen zur Neige, auch andere Betriebsstoffe werden teurer, Löhne steigen. Wie Ingo Neidhardt, Geschäftsführer der Sächsisch oberlausitzer Eisenbahn-Gesellschaft (SOEG) erklärte, sei man 2022 noch mit einem blauen Auge davongekommen, musste keinen der rund 60 Beschäftigten in Kurzarbeit schicken und habe auch keine Schulden gemacht. Auch sei die mit dem Zweckverband Verkehrsverbund Oberlausitz-Niederschlesien (Zvon) vereinbarte Verkehrsleistung von 58000 Kilometern im Jahr noch erbracht worden.

Mehr Diesel ab April? Das entscheidet sich bald.

Doch die Kostensteigerungen machen 2023 ein Handeln notwendig. Ingo Neidhardt beziffert den Finanzbedarf an Zuschüssen auf rund 200000 Euro. Gibt es diese Finanzmittel nicht, tritt zum 1. April der Sparfahrplan in Kraft, der Hauptsächlich Veränderungen an Wochenenden und vermehrten Diesellokeinsatz mit sich bringen würde. Doch Neidhardt hofft, dass der Plan in der Schublade bleiben kann und plant mit vollem Programm. „Wir sind ein wichtiger touristischer Leistungsträger. Ich denke, das braucht unsere auf Urlauber angewiesene Region.“, zitiert die Sächsische Zeitung den Geschäftsführer. Der Optimismus nährt sich aus dem Umstand, dass der Freistaat Sachsen im Doppelhaushalt 2023/24 die Finanzmittel für den Betrieb von Schmalspurbahnen markant erhöht hat. So kann die SOEG jeweils mit zusätzlichen 120 000 Euro kalkulieren, muss allerdings mit gespitztem Stift rechnen. Die zusätzlichen Gelder sollen nämlich Lohnerhöhungen und die CO2-Steuer abfedern. Vielleicht ganz gut, dass endlich die Schilder an der Autobahn stehen.

Aber darauf allein wird man sich nicht verlassen. Und investiert. Wie in der GBP-Ausgabe 2/2023 kurz berichtet, wird die Dampflok 99787 derzeit im Dampflokwerk Meiningen auf Leichtölfeuerung umgerüstet. Der Umbau samt Hightech-Brenner, der den Ausstoß von Kohlendioxid um 40 Prozent reduziert, kostet rund 1,8 Millionen Euro. Im August soll die umgerüstete Maschine in Betrieb gehen. Wenn sich die kohlefreie Feuerung bewährt, soll eine zweite Maschine umgerüstet werden. Denn mit zwei durch Leichtöl befeuerte Dampfloks und einer Diesellok sieht sich das Zittauer “Boahnl” gut gerüstet. Und könnte Vorbild für weitere Schmalspurbahnen sein.