27. April 2024
DFB FurkaHSBSchmalspurbahnen

Kohle, Kohle und leichtes Öl

Die Dampflokwelt auf schmaler Spur ist im Herbst 2023 in Bewegung. Ein kleiner Überblick, was sich in der Schweiz an der Furka Bergstrecke, in Sachsen und im Harz so ereignet hat. Das Erfreuliche überwiegt.

Zweite HG 4/4 in Realp eingetroffen

Für die Saison an der Furka Bergstrecke ist es zu spät, aber ein wichtiges Etappenziel ist erreicht: Die aus Schrott neu aufgebaute, natürlich mit Kohle betriebene Zahnraddampflok HG 4/4 708 ist in Realp eingetroffen. Ihre Reise von der SBB-Hauptwerkstätte Utzwil in die Bergwelt am Furkapass hat sie nicht auf der Schiene, sondern auf der Straße angetreten. Zu nächtlicher Stunde ist die Schwesterlok zur 704 Ende September im Depot der Dampfbahn Furka Bergstrecke (DFB) eingetroffen und erwartet nun letzte Arbeiten, damit sie erfolgreich in die Saison 2024 starten kann. Bereits im Juni konnte man die Dampflok in Utzwil bestaunen, wo auch unser Bild (Fotos: Mark Theiler, DFB) entstanden ist. Die Ankunft des Loktransports in Realp ist in einem Video festgehalten, das auf Youtube betrachtet werden kann. (Link zum Video) Ein vorbildgetreues 2m-Modell dieser Lokomotive hat die Firma Kiss Modellbahnen Schweiz angekündigt, die auch schon die 704 miniaturisiert hat, 2021 parallel zur 704 von LGB ausgeliefert.

TV-Tipp: Mehr über die DFB und die Eisenbahnstrecke rund um den Furkapass ist am Montag, 30. Oktober, um 20.15 Uhr im TV auf 3sat zu sehen. Titel der Sendung: Spektakuläre Bergbahnen der Schweiz (Teil 1 von 4). Drei weitere Sendungen befassen sich mit anderen Bahnen.

Reparierte IK Nr. 54 vor Weihnachten in Radebeul

2024 wird der IK-Zug wieder fahren, die Lok Nr. 54 kehrt noch vor Weihnachten aus Meiningen zurück

Gute Nachrichten kommen auch aus Sachsen: Die im September 2022 auf der Döllnitzbahn verunglückte IK Nr. 54 wird noch in diesem Jahr das Dampflokwerk Meiningen repariert verlassen können. Beim Zusammenstoß mit einem landwirtschaftlichen Gespann an einem Bahnübergang waren die 2011 in Dienst gestellte, mit Kohle befeuerte Nachbaulok der ersten sächsischen Schmalspur-Dampflokgattung wie einige Wagen des IK-Zuges teils schwer beschädigt worden. Wie der IK-Report der Stiftung Sächsische Schmalspurbahnen in seiner neuesten Ausgabe berichtet, werden noch vor dem Weihnachtsfest die Lok aus Meiningen und die in Ostritz reparierten Wagen zurückerwartet. Der Bänkelwagen 4333 K war bereits im August fast fertig, während der Zugführerwagen 1462 K einen komplett neuen Holzaufbau erhielt. Auch der Personenwagen 107 K sieht seiner Fertigstellung entgegen. Über die Reparatur der Wagen berichtete der MDR am 10. August, das Video können Sie hier betrachten.

Am 9. November um 20.15 Uhr wird die Stiftung einen kleinen Videomitschnitt über die ersten Meter der reparierten IK 54 unter Dampf veröffentlichen. Und am 16. Dezember 2023 kann die Lok beim Tag der offenen Tür am Historischen Güterboden Radebeul zwischen 11 und 17 Uhr besichtigt werden. Im musealen Fahrdienst wird die Lok erst im Frühjahr 2024 wieder eingesetzt, dann stehen auch Martin Kreher und Paul Roschke wieder im Führerstand. Beide versahen am Unfalltag auf der I K Nr. 54 Dienst. Und weil sie sich seit längerer Zeit aktiv für die Betreuung der Lok einsetzten, wurden sie im Oktober 2022 mit dem Claus-Köpke-Preis ausgezeichnet, der ehrenamtliches Engagement würdigt.

Harz: 99 222 mit Zylinderriss außer Dienst

Der Harzbulle, die Einheitslok 99 222 (Foto: Jürgen Rech), ist per Straßentransporter ins Dampflokwerk Meinigen gebracht worden. Grund des Ausfalls sind Risse in der Einströmung des linken Zylinders, der 1991 in Meiningen gebaut wurde. Der Schaden trat bei einem Planeinsatz auf der Brockenstrecke auf. Ursprünglich besaß die 1931 gebaute Einheitslok gegossene Zylinderblöcke, und erst 1987 trat an einem der Zylinder ein Riss auf, sodass die DR den Fünfkuppler in den leichten Streckendienst der Selketalbahn umsetzte. In der Schwebe steht auch noch die Aufarbeitung der Mallet 99 5902, deren Einsatz zum anstehenden Jubiläum 125 Jahre Harzquerbahn vorgesehen ist.

Leichtöl-Lok 99 787 steht vor dem Einsatz

Und zum Schluss noch einmal nach Sachsen. Die Messe Modell-Hobby-Spiel in Leipzig hatte eine besondere Original-Lok zu Gast (Foto: André Marks).  Frisch aus Meiningen traf die Zittauer 99 787 für ein Gastspiel ein. Wie in GBP 2/2023 berichtet, wurde diese Lok für den Kostwechsel von Kohle auf Leichtöl auserkoren. Und der im Dampflokwerk Meiningen vorgenommene Umbau ist fast fertig, Brenner sind eingebaut und alle Leitungen sowie Tank im Ex-Kohletender eingebaut. Nach der Messe kehrte die Lok noch einmal nach Meiningen zur endgültigen Komplettierung und Abnahme zurück. Im Laufe des Monats November wird sie in Zittau erwartet und soll dann in den Plandienst gehen. Nicht nur bei der SOEG erwartet man mit Spannung, wie sich die Lok bewähren wird. Auch andere Bahnunternehmen planen angesichts teurer Importkohle derartige Umbaubauten im Zuge von Hauptuntersuchungen.