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Rollwagenbetrieb: Sicher ans Ziel kommen

Nun rollt er, der Rollwagenverkehr im Modellbahn-Harz. Der Selbstentladewagen Fcs von Modelbouw Boerman bietet sich für eine nähere Besprechung in der nächsten GBP-Ausgabe an. Aber dabei geht es auch um die Frage: Wie wird der feine Güterwagen am sichersten transportiert? Gleich das Viererset hat der Harzbulle 99 222 auf der Anlage von Andreas Horn (bekannt durch seine Eisen- und Modellbahnfilme auf Youtube, Kanal Hornhausen) am Zughaken. Und weil es sich um einen maßstäblichen Regelspurwagen mit einer Modellspurweite von 64 mm handelt, braucht es einen Adapter für das 45-mm-Modellgleis. So sind die vier leeren Selbstentladewagen auf Rollwagen aufgeschemelt und lassen sich vom Harzbullen zur Beladestation bringen – um später das Fahrverhalten in beladenem Zustand zu testen. Wie schwer darf die Fracht sein? Dass der Schwerpunkt eines beladenen Fcs dann recht hoch liegt, machte sich bei den seitlich neigbaren Rollwagen während der Versuchsfahrten schnell bemerkbar. Daher stellt sich uns die Frage: Sind Rollböcke hier die geeignetere Wahl für einen sicheren Transport?

Testfahrten bei Andreas Horn: Vier leere Selbstentladewagen Fcs, verladen auf Rollwagen von TrainLine, im Schlepp des Harzbullen 99 222. Aber wie wird es mit beladenen Wagen um die Kurve gehen? Und was kann man zuladen?

Eine Frage, die sich auch beim Original stellte. Hier liegen die Erfahrungen schon einige Jahre zurück. In der GBP-Ausgabe 5/2021 hatten wir in einem Beitrag über Rollwagen- und Rollbockverkehre im Harz das Thema aufgegriffen und in Heft 6/2021 fortgeführt. Und zitieren daraus: Obwohl die Technik mit dem Rollwagenverkehr weitestgehend störungsfrei verlief, war es eher ein Technologierückschritt. Der Schwerpunkt der auf die Rf4 verladenen Normalspurfahrzeuge lag über 20 cm höher als beim alten Rollbockverkehr aus NWE-Zeiten. Dies erhöhte zweifelsohne die Kippgefahr in engen Kurvenradien. Auch der Gewichtsunterschied zu den alten Rollböcken betrug immerhin rund 6 Tonnen, dazu die schweren Kuppelstangen – ein gravierender Nachteil dieser Fahrzeuge. Die Kuppelstangen der Rollwagen waren auch der eigentliche Grund für die Errichtung der Wendeschleife in Stiege. Dadurch mussten die schweren Kohlezüge hier nicht mehr umsetzen und konnten den Bahnhof ohne Halt durchfahren.

Das Harzkamel 199 871 befördert im April 1999 vier aufgeschemelte Schotterwagen durch die Drängetalkurve nach Wernigerode.

Nach der Wende von 1989 blieb lediglich die Bedienung der Hartsteinwerke Unterberg bei Eisfelder Talmühle und eines Kohlehandels in Hasselfelde vorübergehend auf dem Einsatzplan. 1998 schließlich stellte die HSB, die das schmal­spurige Netz im Harz im Februar 1993 von der DR übernommen hatte, den Rollwagenverkehr komplett ein.

Um den noch verbliebenen Schotterverkehr mit den Hartsteinwerken weiter abwickeln zu können, beschaffte die HSB 1998 aus der Schweiz moderne und leichte Rollböcke vom Typ Rf2. Für diese Beförderungsart ließ die HSB zwei ihrer Harzkamele, 199 872 und 199 874, im Werk Stendal der DB auf den neuen Aufgabenbereich umbauen. Warten wir also ab, welche Erkenntnisse der Rollwagenbetrieb auf der Modell-Harzbahn bringt – und ob Rollböcke für eine stabilere Kurvenfahrt bei beladenen Wagen sorgen. Testergebnisse werden wir in der nächsten GBP-Ausgabe 1/2023 veröffentlichen. Dann stellen wir auch vor, wie man Platz sparend ein Bergwerk mit Verladestation in eine Gartenbahn integrieren kann.